Mittwoch, 24. Dezember 2025

 

Draft 1 – Film&Travel


Was haben Goethe, die Bildhauerin Camille Claudel, Frauenfußball und die Italienische Stadt Bologna gemeinsam? Ganz Genau! Sie haben alle ihren Weg in unser diesjähriges Film&Travel Projekt geschafft!

Film&Travel ist ein Projekt, dass wir schon seit vielen Jahren anbieten. In unserer Filmwerkstatt haben Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren die Möglichkeit, sich auszuprobieren und sich an das spannende Medium Film heranzuwagen! Mit professioneller Anleitung und einer ganzen Menge Spaß produzieren sie so ihre eigenen Formate, von Dokumentation bis Kurzfilm.


Aber nun zur Kernfrage dieses Jahres: „Wie steht es um die Frauen in Kunst, Kultur und Sport?“ Auf der Suche nach Antworten zu dieser äußerst relevanten Frage begaben sich unsere jungen Teilnehmenden auf die Entdeckungstour, angefangen beim Frauenfußball. Dabei fanden sie heraus, dass die Geschichte des Frauenfußballs schon überraschend weit zurückreicht und viele Phasen des Fortschritts, aber auch Rückschritte und Verbote durch gesellschaftliche konservative Strömungen unterlief. Parallel dazu besuchte die Gruppe eine Ausstellung über die Bildhauerin Camille Claudel, deren Werk zu ihren Lebzeiten stark im Schatten ihres berühmteren Partners stand. So erhielten die Kinder Einblicke in die historischen Mechanismen, die weibliche Kreativität unsichtbar machen.

Die Teilnehmenden dokumentierten die Ausstellungen filmisch und führten anschließend Straßeninterviews zu diesen Themen durch. Zudem erarbeiteten sie einen Kurzfilm, indem sie die Konflikte zwischen fußballspielenden Mädchen und Jungen thematisierten. Die Kinder entwickelten alles selbst, vom Drehbuch bis hin zum Schnitt. Damit bestärkten sie ihre Selbstwirksamkeit und ihre Teamfähigkeit, wichtige Werte zur Behauptung in einer Welt wie der heutigen.





Der zweite Projektabschnitt widmete sich dem „Travel“-Teil des Konzepts. Die Gruppe durfte selbst entscheiden, welche norditalienische Stadt sie gemeinsam besuchen wollte. Mailand, Genua oder lieber Städte in der Toskana? Letztlich entschieden sich die Jugendlichen für Bologna! Und damit lagen sie goldrichtig! Studentisch geprägt, reich an Geschichte und kulturell vielfältig – die perfekte Stadt für unsere Recherchen.

Dort waren sie den Italienreisen auf der Spur – Künstler aus Nordeuropa reisten seit dem 18. Jahrhundert zur persönlichen und künstlerischen Weiterentwicklung nach Italien. Der wohl-berühmteste von ihnen? Niemand geringeres als Johann Wolfgang von Goethe natürlich. Seine „Italienische Reise“ wurde die Grundlage für eine originelle filmische Idee: Die Kinder sollten in Italien eine Dokumentation zum Thema Frauenrechte drehen … und unterwegs Goethe begegnen!



Schon im Zug zog unser Darsteller das Goethe Kostüm an und las dort Passagen aus dem Originalwerk vor, passend zu den Regionen, an denen die Gruppe vorbeifuhr. Dieser spielerische Realitätsbruch – Goethe im modernen Zug – setzte den Ton für den Film. In Bologna interviewten die Jugendlichen Frauen zu ihrer Situation und trafen im Film immer wieder auf Goethe, der mit seinen historischen Antworten die moderne Fragestellung verfehlte. Dadurch entstand eine absurde, aber auch symbolische Gegenüberstellung zweier Welten: einer Realität, in der kaum über Frauenrechte reflektiert wurde, und der heutigen Perspektive der Kinder.

Ein weiterer Drehtag führte die Gruppe nach Ravenna, wo Strand- und Kunstszenen entstanden. Die Jugendlichen malten dort eigene Bilder, die sie anschließend in der Stadt für kleine Beträge verkauften. So kombinierten sie künstlerische Praxis, Selbstbewusstsein und Unternehmergeist! Die Einnahmen daraus wurden in ein gemeinsames Eis-Essen investiert. Zwar blieb keine Zeit für die berühmten Mosaike Ravennas, doch die Kinder erlebten die Stadt atmosphärisch intensiv.

Auf der Rückreise gab es einen längeren Aufenthalt in Venedig. Die Gassen und Kanäle begeisterten die Gruppe sofort und sie wünschten sich tatsächlich, bald wiederzukommen!




Eis-Essen investiert. Zwar blieb keine Zeit für die berühmten Mosaike Ravennas, doch die Kinder erlebten die Stadt atmosphärisch intensiv.

Auf der Rückreise gab es einen längeren Aufenthalt in Venedig. Die Gassen und Kanäle begeisterten die Gruppe sofort und sie wünschten sich tatsächlich, bald wiederzukommen!

Der gesamte Trip war organisatorisch gut machbar: Die 18-stündige Zugfahrt, die Nächte im Bungalow, das gemeinsame Planen und Strukturieren des Alltags. All das stärkten die Selbstständigkeit, den Teamgeist und das Verantwortungsgefühl. Auch kulturell und persönlich waren die Erlebnisse tiefgreifend, denn viele Kinder hatten noch nie eine längere Auslandsreise erlebt.

Insgesamt ermöglichte Film&Travel den Kindern nicht nur filmische Fähigkeiten, sondern auch die Erfahrung von Gemeinschaft, kultureller Teilhabe und internationaler Perspektive. Sie kehrten mit neuen Eindrücken, einem gemeinsam erarbeiteten Film und vielen Erinnerungen zurück. Sie haben wahrhaft etwas erlebt, was sie viel selbstbewusster und unabhängiger machte!

Das Projekt Film&Travel ist eine gemeinsame Initiative von Joliba e.V., Nijinski Arts Internaçional e.V. und Gangway e.V. Wir danken dem Programm „JEP – Jung, Empowered, Partizipativ“ des Paritätischen Bildungswerks Bundesverband im Rahmen des Programm Kultur macht Stark für die Förderung.